Flatcast schliesst zum 30.9.2024 - Das Ende von Flatcast

Forumsbeitrag bzw. Mitteilung von Flatcast zur Schliessung am 30.9.24

Am 2. August 2024 hat Flatcast (https://www.flatcast.com) in dem hauseigenen Forum die Schliessung zum 30. September 2024  bekannt gegeben.

Auch wenn viele irgendwann einmal damit gerechnet haben, dass Flatcast den Betrieb einstellen wird oder würde, so kam es doch für viele überraschend.

Die Anzahl der Radios war zuletzt „überschaubar“.

Trotzdem stellt dies viele Radios vor die Entscheidung zu schliessen oder auf anderen Portalen weiter zu machen.

 

 

 

 

 

 

Was genau ist bzw. war Flatcast ?

Flatcast 2002
Flatcast in den Anfangsjahren ( 2002 )

 

 

 

Flatcast war eine Streamingplattform die von den meisten überwiegend für den Betrieb als Webradio genutzt wurde.
Sprich man konnte Musik senden, andere konnten diese hören.

Es gab sowas wie eine Programmzeitschrift, in der die aktuell sendenen Radios aufgeführt waren.

 

 

 

 

 

 

 

Was ist der Unterschied von Flatcast zu Shoutcast ?

Der grösste Unterschied von Flatcast zu Shoutcast liegt in der Übertragungsart.
Während bei Shoutcast die Musik zu einem Server gesendet und vom Hörer dort abgerufen wird wurde bei Flatcast die Musik im Peer2Peer Verfahren übertragen.
Peer2Peer bedeutet dass die Musik von Rechner zu Rechner übertragen worden ist.

Der zweite Unterschied ist der bei Flatcast integrierte Chat.
Shoutcast steht nur für die Übertragung der Musik, Shoutcast hat keinen eigenen Chat.
Ein Chat muss selbst hinzugefügt werden.

Der dritte und markante Unterschied ist natürlich die Anzahl der Sendestationen.
Während dies bei Flatcast zuletzt international einige hundert waren, wird Shoutcast von tausenden Radiostationen genutzt.

Vierter Unterschied ist die Tatsache dass Flatcast kostenlos war.
Shoutcast ist in der Regel kostenpflichtig.

Warum schliesst Flatcast ? Was sind die Gründe dafür ?

Flatcast selbst hat keine Gründe genannt, aber wer die Plattform schon länger kennt, kann die Gründe vermuten.
Was also hier jetzt aufgeführt wird sind Beobachtungen und Vermutungen.

Technisch gesehen nicht mehr Up to Date

Anfangs stellte Flatcast für das Senden und Empfangen browserbasierte Addons bzw. Apps zur Verfügung.
Sprich man hat für seinen Browser, sei dies nun Firefox, Chrome oder aber der Internetexplorer ein Zusatzprogramm installiert.
Aufgrund verschiedener Sicherheitsaspekte war dies jedoch irgendwann nicht mehr möglich, sprich die meisten Browseranbieter haben die Integration solcher Apps eingeschränkt bzw. komplett ausgeschlossen.

Flatcast basierte auf ASP.
ASP steht für „Active Server Pages“ und das wiederum steht für webbasierte Anwendungen auf Windowsservern.
Nachteil dieser ASP Anwendungen ist, dass diese nur für die Ausführung auf Windows Systemem vorgesehen sind.
Also konnte man die „Flatcastradios“ nur auf Windowsbetriebssystemen hören, Linux, Android und IOS waren ausgeschlossen.

Wirtschaftlichkeit

Flatcast war umsonst.
Vielleicht war das der Fehler.
Andererseits stellt sich die Frage, wie die Beteiligung gewesen wäre, wenn Flatcast einen monatlichen Obolus verlangt hätte.

Die einzige erkennbare Einnahmequelle waren die auf den Flatcastseiten geschalteten Werbebanner.
Also wird Flatcast sich zumindest teilweise über Werbung finanziert haben.

Viele User setzen Ad- bzw. Werbeblocker ein, sehen also die Werbung nicht – Dementsprechend bekommt Flatcast weniger Geld.

Dann ist zu bedenken, dass die Besucherzahl ebenfalls rückläufig war.

Fehlende Motivation und Anerkennung

Naütrlich ist oder war die Technik hinter Flatcast nicht mehr UpToDate.
Eine Technik die sich ausschliesslich auf ein Betriebssystem, nämlich Windows beschränkt, ist heute nicht mehr wettbewerbsfähig.
Auch sonst wurde wenig verändert, es kamen keine neuen Smileys und auch die Features beim Chat wurden nicht mehr.

Das war natürlich ein Grund für den immer mehr schwindenen Userkreis bei Flatcast.

Ja und das was überblieb von den Usern hatte, formulieren wir es mal vorsichtig, etwas eigensinnige Einstellungen.
Für viele war das eigene Radio der Nabel der Welt.
Und so hat man sich dann auch präsentiert: Viele Radios hatten ihre eigenen Hierarchien.
Da gab es Chef oder Cheffin , Radioleitung, Sendeleitung, Chataufsicht, Beauftrage für HG Abnahme usw.

Der Grund warum ich das so ausführlich erläuterre ist der, dass man verstehen muss, was passiert wenn Flatcat beispielsweise mal garnicht oder aber nur eingeschränkt nutzbar bzw. erreichbar war.

In der Vergangenheit hatte Flatcast hier und da mit Serverproblemen zu kämpfen.
Dann war Flatcast auch oft das Ziel von Hackerangriffen.

Ja und wenn dann Flatcast mal nicht erreichbar war, mussten einige der Radiobetreiber oder aber Hörer natürlich Ihren Unmut zeigen.

Und mit diesem, ich nenne es mal provokativ,  „Kindergarten“ musste Flatcast sich auch noch herumschlagen.

Ich möchte nicht wissen, was Flatcast im Laufe der Zeit für alberne oder aberwitzige emails bekommen hat.

Es ist nachvollziehbar, dass man unter diesen Umständen immer weniger Spass und Lust hat, eine solche Plattform zu betreiben !

Was machen die Radios nun wenn es Flatcast nicht mehr gibt ?

Viele Radios werden ganz aufhören und einige werden sicherlich Alternativen suchen.

Eine dieser Alternative wäre Shoutcast.
Dies ist jedoch in der Regel kostenpflichtig und man hat ( erstmal ) keinen Chat.

Zweite und am ehesten zu Flatcast passende Alternative wäre Funcast bzw. Trampcast.
Hier wird Shoutcast mit einem Chat angeboten.
Sehr viele Radios wird man anfangs hier finden.
Trampcast übrigens ist erreichbar unter https://www.tramp-cast.ch

Was hätte Flatcast besser machen können ?

Es ist immer einfach Tipps und gute Ratschläge zu geben, wenn man selbst nicht die Hintergründe kennt.

Es ist auch einfach zu sagen, Flatcast hätte sich technisch weiter entwickeln müssen.

Man kann nun natürlich hingehen und die Gründe für das Ende von Flatcast nehmen und hieraus Empfehlungen geben.

Weiterentwicklung und Kompatibilität

Technische Weiterentwicklung und mehr Kompatibilität

Flatcast ist, einfach formuliert, ursprünglich als Windowsanwendung entwickelt worden.

Nur wer selbst programmiert bzw. Applikationen entwickelt weiss, dass es nicht so einfach ist ein Programm auf alle Plattformen zu transferieren bzw. konvertieren.

Plump gesagt: Flatcast hätte hier von Anfang an neu entwickelt werden müssen !

Weitere Einnahmenquellen suchen und prüfen

Ich selbst als Nutzer bei Flatcast, ich war ja bis August 2024 Mitbetreiber eines Radios bei Flatcast, habe mich oft gefragt, warum Flatcast nicht weitere Einnahmequellen genutzt hat.

Ausbau der Werbung

Eine Möglichkeit wäre gewesen, die Werbung bei Flatcast auszubauen.
Die Werbung beschränkte sich nämlich tatsächlich nur auf die Webseite von Flatcast.
Man hätte jedoch auch unterhalb des Radiofensters, dies war ja ein „normales“ Windowsfenster, ein permanent wechselndes Banner schalten können.

Mitgliedsbeiträge

Oft war zu lesen „Macht doch Flatcast kostenpflichtig„.
Viele haben einen monatlichen Mitgliedsbeitrag zur Diskussion gebracht.

Die Grund-Idee ist gut, die Umsetzung jedoch schwierig.

Zum einen bringt dies zwar Geld, kostet aber auch mehr Aufwand.

Es muss eine Buchhaltung geben, die die Eingaben verwaltet, Rechnungen versendet usw.

Dann stellt sich die Frage, wieviel Radios wirklich bereit wären, Mitgliedsbeiträge zu bezahlen.
Tatsache ist, dass viele Radios nicht einmal die rechtlich vorgeschriebenen Lizenzgebühren ( Gema, GVL ) abgeführt haben.
Zweifelhaft ob diese Radios dann Geld an Flatcast zahlen würden.

Und was ist wenn mal nicht gezahlt wird, weil man „nicht flüssig“ ist.

Den Stress und die emails möchte ich nicht erleben, mit denen Flatcast zu rechnen hätte.

Wird Flatcast irgendwann wieder eröffnen ?

Flatcast selbst hat dies nicht konkret in Aussicht gestellt.
Der einleitende Satz in dem Forumsbeitrag hingegen macht Hoffnung:

„nach knapp einem viertel Jahrhundert wird es zeit für eine Pause.“

Vielleicht möchte Flatcast sich so ein „Hintertürchen“ offen halten, vielleicht macht Flatcast auch irgendwann wieder auf.

Sinn würde dies aber nur  nach einem riesigen „Relaunch“ und „Update“ machen.
Sprich Flatcast müsste von Grundauf überarbeitet werden.

Es ist aber eher nicht damit zu rechnen, dass Flatcast, zumindest in absehbarer Zeit, wieder aufmacht !

Ein kurzer Nachruf

Abschließend möchte ich hier einen Dank an Flatcast richten.
Der Gedanke eine kostenlose Plattform für Webradios anzubieten ist einmalig.
Es ist schade, dass es sich so entwickelt hat.
Vielleicht kommen einige Radio-Chefs/Chefinnen, Radioleitungen und Sendeleitungen mal zur Besinnung und konzentrieren sich auf das Wesentliche !

 

DANKE

 

 

 

Von admin

Ein Gedanke zu „Flatcast schliesst zum 30. September 2024“
  1. Ich habe viele Jahre in verschiedenen Flatcast-Radios gesendet, habe zuletzt ein eigenes Radio gehabt. Ich habvor 2 Jahren aus Altersgründen aufgehört. Okay Flatcast war technisch nicht auf den neusten Stand aber es funktionierte und mit dem Browserlosen Tools war man auch nicht mehr auf einem Browser angewiesen. wichtig war vor allem: es hat nichts gekostet außer Gema und GVL, aber die sind auch bei anderen Portale fällig.

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